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Theater + Transfer

Stolpersteine

von Yvonne Griesel

Bei Transferprozessen im Theater gibt es viele Stolpersteine. Die werden wir hier nicht alle auflisten können, denn es geht von ausgefallenen Beamern, über Computerabstürze, Texthänger, spontane Improvisationen über zu hochhängende Übertiteltafeln und schlechte Lichtverhältnisse in alle Richtungen. Es gibt unzählige Anekdoten unter Kolleg:innen, die schönste ist, dass die Kamera des PC angeschaltet war und das Dekolleté der Übertitlerin aus Versehen auf die Übertiteltafel projiziert wurde. Aber es ist nicht wichtig ins Detail zu gehen, denn grundlegende Fehler können gut beseitigt und Abläufe einfach optimiert werden. Theater müssen sie nur kennen. 

Zeit 

Sobald der Gedanke an einen Sprachtransfers für eine Inszenierung aufkommt, sei es für die Internationalisierung, Teilhabe oder für die Einladung zu einem Gastspiel, sollte mitbedacht werden, dass die Vorbereitung für eine Übertitelung viel Zeit in Anspruch nimmt. Eine gute Übersetzung dauert mindestens einen Monat, genauso wie die Erarbeitung einer guten Übertitelung, eine Verdolmetschung muss ebenfalls vorübersetzt werden und eine Audiodeskription muss sehr gut vorbereitet sein. Somit sollten Translator:innen sollten einfach behandelt werden wie alle anderen Gewerke. Das Textbuch, erste Probenaufzeichnungen etc. müssen zur gleichen Zeit an die Translator:innen gegeben werden wie an die Technik, die Inspizienz etc. Verkürzt man diese Zeit, weil erst später an die Übertragung gedacht wird, werden nicht nur die Übersetzer:innen in Stress geraten, sondern alle Gewerke mit ihnen.

Im Reigen der Gewerke 

Ein Theaterbetrieb besteht aus vielen Gewerken, jedes ist gleichwertig, denn natürlich stehen die Schauspieler:innen auf der Bühne, aber ohne Technik, Bühnenbild, Kostüm und Maske funktioniert ein Abend nicht. Sobald Sprachtransfer oder Audiodeskription einer Inszenierung hinzugefügt werden, wird auch ein Gewerk hinzugefügt. Das ist schwierig für alle Beteiligten, da alle anderen ein eingespieltes Team sind. Es ist aber wichtig, dass sich die Übertitler:innen als Teil des Gefüges  begreifen und die anderen Gewerke die Translation auch als ein Gewerk begreifen, dass in sehr viele andere eingreift.

Ein einfaches Beispiel ist, dass die Übertitler:innen wissen sollten, ob und wann es Bühnennebel gibt, denn dieser verdeckt Übertitel gänzlich. Oder die Videoabteilung weiß, wann die Übertitelprobe sein wird, die Übertitler:innen rechtzeitig wissen, wie groß die Leinwand ist und ihre Schrift anpassen kann. Die Bühnenbildner:innen sehen, wieviel Einfluss Übertitel auf ihr Bühnenbild nehmen etc. Nur im intensiven Zusammenspiel, können optimale Ergebnisse erzielt werden.

Software und Technik

Ein sehr häufiger Stolperstein ist die Technik. Wird nicht rechtzeitig eingeplant, was z.B.  notwendig ist für eine Übertitelung, können Videoabteilungen nicht die entsprechende Technik zur Verfügung stellen oder es kommt u. U. ein veraltete Technik zum Einsatz. Da Übertitel aber sekundengenau projiziert werden und teilweise auch sehr umfänglich sind, braucht man einen guten Arbeitsspeicher, eine schnelle Grafikkarte etc. Ebenso verhält es sich mit der Software, wird bspw. mit Power Point gearbeitet, kommt es häufig zu Schwierigkeiten, da sie Software einfriert, das Programm überlastet ist, abstürzt etc.

Dadurch fällt dann u. U. die gesamte Übertitelung aus und bei einem Gastspiel wird somit fast das gesamte Publikum ausgeschlossen.

Finanzielle Vorplanungen, genaue Absprachen, Einsatz moderner Technik, professioneller Software und professionelle Fachkräfte sind notwendig, um eine reibungslose Sprachübertragung zu gewährleisten.

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